Über Ramadan während der COVID-19-Pandemie.
MuslimInnen auf der ganzen Welt begingen Ramadan, den 9. Monat des Hijri-Kalenders, heuer von Ende April bis Ende Mai. Und für mich als in Österreich lebende Muslima aus Somalia und alle anderen gläubigen MuslimInnen mitten in der Corona-Zeit ganz anders als sonst.
In Somalia leben rund 15 Mio. Menschen. Laut Regierung gab es Mitte Mai über tausend COVID-19-Fälle, die meisten in der drei Millionen EinwohnerInnen zählenden Hauptstadt Mogadischu. Neben dem Fasten gehören viele nächtliche Aktivitäten im Kreis der Familie und Bekannten zum Ramadan: z.B. Iftar, das Fastenbrechen, die gemeinsamen Gebete Tarawih und Tahajud in den Moscheen. Und schließlich auch die nächtlichen Einkäufe, um die Feierlichkeiten zum Fastenbrechen (Eid al-Fitr) am Ende des Ramadan vorzubereiten.
Im April verhängte die Regierung eine Ausgangssperre von 19 bis 5 Uhr. Das stieß in der Bevölkerung auf Widerstand, weil das Fastenbrechen erst nach Sonnenuntergang – gegen 18 Uhr – beginnt und so keine Zeit blieb, um mit FreundInnen bzw. Verwandten gemeinsam zu essen und danach nach Hause zurückzukehren.
Angeblich erschoss ein Polizist zwei Menschen, die sich nicht daran gehalten hatten. Daraufhin kam es zwei Tage lang zu Demonstrationen in Mogadischu. Schließlich verschob die Regierung den Beginn der Ausgangssperre auf 20 Uhr.
Das gemeinsame Fastenbrechen konnte heuer also nur zuhause im kleinen Kreis stattfinden – sowohl in Somalia als auch in Österreich. Auch hier waren die Moscheen und Gemeindezentren im Mai coronabedingt geschlossen.
So habe auch ich heuer nur mit den engsten Angehörigen gefeiert – auch schön. Aber wir freuen uns auf einen geselligen Ramadan 2021.
Hamdi Hassan ist freie Journalistin sowie Dolmetscherin/Übersetzerin bei verschiedenen Organisationen. Sie kommt aus Somalia und lebt seit ca. fünf Jahren in Österreich.
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